Chronik der FF Ratzersdorf

"Am 17.05.1896 wurde im Gasthaus des Herrn Steinhauser Ober-Ratzersdorf die hiesige Ortsfeuerwehr gegründet.
Diese Versammlung wurde vom damaligen Bürgermeister
Johann Buchinger und dem damaligen
Oberlehrer Leopold Weigl einberufen"

Mit diesen Worten wurde die Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Ratzersdorf begonnen.

Zur Gründung und der Anschaffung der ersten "Feuerspritze" (Handspritze) Fabrikat Knaust, mußte damals ein Geldbetrag von
 600 Gulden geliehen werden. Der letzte Einsatz der Handfeuerspritze wurde im Kriegsjahr 1945, beim Brand des Hauses Sailer bewerkstelligt.

Als erster Kommandant scheint in den Chronikbüchern unserer Wehr der
 Fabrikant Max Coulon auf.

Dieser war es auch, der die beträchtliche Zahl an Gründungsmitgliedern
zum "Dienst am Nächsten" bewegen konnte.

Nach der Gründung der Ratzersdorfer Hilfsmannschaft mußte eine geeignete
Unterkunftfür die Löschgeräte gefunden werden.

Im Anwesen des Franz Fuchsbauer, Unter-Ratzersdorf (heute
Josef Brandstetter,Buchberger Str. 52), fand die Gründungsmannschaft sodann ihr erstes zuhausefür das Löschgerät

.

Bereits 1898 konnte man sich über ein "eigenes Zeughaus" freuen. Dies war durch den B au des damaligen Gerätehauses möglich.

Um dem Anspruch einer Modernisierung unserer Wehr auch in der damaligen Zeit gerecht
zu werden, wurde um die erforderliche Finanzierung zu ermöglichen, im Jahre 1899 der
erste Feuerwehrball im Gasthaus Steinhauser veranstaltet.

Im Jahre 1900 war es soweit. Die Modernisierung hat durch den Ankauf eines
Mannschaftswagens im Wert von 588 Kronen, auch in der Ratzersdorfer Wehr ihren
Einzug gehalten.

1906 wurde das Gerätehaus durch den Anbau eines Schlauchturmes erweitert. 1908 wurde
die erste fahrbare Schubleiter für stolze 265 Kronen angekauft. 1926 erwarb man die erste
Motorspritze der Marke Rosenbauer. Dieses Löschgerät bewehrte sich in den Folgejahren,
wie aus dem Auszug der Einsatzstatistik ersichtlich, auf das Beste.

Ab 1938 folgten auch für unsere Wehr die dunkelsten Jahre seit ihrer Gründung. In den
Jahren 1938-1944, wurden die meisten Männer unserer Wehr zum Kriegsdienst an die
Front eingezogen. So wurde der Wehr 1942 ein offenes Motorfahrzeug der Marke Fiat
mit eingebauter Heckpumpe zugeteilt. Mit diesem Fahrzeug mußte einmal im Monat im
Rathaus St. Pölten eine Bereitschaft geleistet werden.

Ab dem Jahr 1944, bis Kriegsende war die gesamte Mannschaft eingerückt, was zur Folge
hatte, dass im Mai 1944 durch die damalige Regimeführung eine HJ-(Hitlerjugend) Feuerwehr angeordnet wurde. Dieser Hilfsmannschaft gehörten Burschen im Alter von 13.15 Jahren an. Unser Ehrenkommandant Johann Holzer versah seit seinem 13. Lebensjahr Dienst in der HJ-Feuerwehr.

Neben den alltäglichen Fliegeralarmen, wo im Luftschutzbunker, dieser befand sich im Bereich der heutigen Schulwiese, ein Bereitschaftsdienst geleistet werden mußte, waren auch Großeinsätze bei der Bombardierung der Schiller-Schule (heute aufgelassenes Kaufhaus Forum) und des Bahnhofes St.Pölten sowie ein Großbrand in Rassing (7 Häuser) zu bewerkstelligen.

Als tiefgreifensten Einsatz der HJ-Feuerwehr, ist jedoch der Beschuss eines Personenzuges im Bereich des Bahnwärterhauses Stadler anzuführen. Bei diesem, sich am 26.12.1944 zugetragenen Ereignisses, waren sowohl Tote als auch eine Vielzahl von Schwerverletzten, zu beklagen. Bis zum reellen Wiederaufbau unserer Wehr, der durch nicht nur an der Front gefallenen Kameraden, sondern auch mit der Beschlagnahme des Mannschaftswagens große Rückschläge erfahren mußte, war es ein mühevoller Weg.

So fanden sich nach den Kriegswirren erst 1947 wieder beherzte Männer, die den Dienst am Nächsten fortsetzten. Nur dem Eifer und Einsatz den die Männer der Freiwilligen Feuerwehr Ratzersdorf in den Nachkriegsjahren erbrachten, war es zu verdanken, dass die Einsatzkraft wieder hergestellt wurde.

So konnte im Jahre 1949 durch den Ankauf eine US-Militärfahrzeuges (ford-Unra), dessen Um- und Aufbau, bewerkstelligt, durch den Wagnermeister J. Thoma, Schmiedemeister K. Takats und dem Karosseriebauer K. Streimelweger, die Schlagkraft unserer Wehr wieder zurückgeholt werden.

Im Jahr 1950 folgte der Ankauf einer Motorspritze der Marke DKW (angekauft aus den Beständen der Meier-Mühle)

1965 erfuhr die FF-Ratzersdorf ihren nächsten Aufschwung. Durch die Eröffnung und Weihe des neuen  Amtshauses, mit dem darin untergebrachten Feuerwehrgerätehaus, erhielt unsere Wehreine neue, der Zeit  entsprechende Unterkunft. Zusammen mit dem Umzug in die neue Bleibe, konnten sich die Kameraden über die Indienststellung eines neuen Feuerwehrfahrzeuges, welches vom Lagerhaus St. Pölten angekauft und in weiterer Folge adaptiert wurde (VW-Bus samt Anhänger), freuen. Den damaligen Ausrüstungsstand ergänzte die 1959 angekaufte Tragkraftspritze TS 75-GUGG (Lieferant Fa. Breitfeld.

Um den Anforderungen der Technisierung gerecht zu werden, wurde ab dem Jahr 1965 die damalige "Weinkost" erstmals im Schulgarten veranstaltet. Nach mühevollen Folgejahren durften wir ab dem Jahr 1970, unser Fest in den Werkshallen der Fa. Karosseriebau Speiser abhalten. Als nächste Sternstunde ist das Jahr 1971 zu erwähnen.

In diesem Jahr wurde unter dem damaligen Bürgermeister Grießler und Kommandanten Johann Speiser, der für diese Zeit moderne 1000er-Tankwagen in Dienst gestellt. Bei diesem Fahrzeug handelte es sich um ein Tanklöschfahrzeug mit einem 1.000l-Löschwassertank und der dazugehörigen Löschausrüstung, auf dem Fahrgestell Opel Blitz, Hersteller und Lieferant Fa. Rosenbauer. In den darauffolgenden Jahren wurde durch Kommandant Holzer, stets auf die Modernisierung des Fuhrparks und der Ausrüstung Bedacht genommen.

Ab 1972 wurde Ratzersdorf, bis dahin eine eigene Gemeinde, nach St. Pölten eingemeindet.

So wurde 1976 durch den Ankauf eines Kleinlöschfahrzeuges (Ford-Transit), der seit 1965 im Dienst stehende VW-Bus entlastet und bis 1980 als Mannschaftstransportfahrzeug verwendet. Weiters wurde 1976 unser Gerätehaus durch den Zubau eines Mannschaftsraumes erweitert.

1978 folgte der Bau zweier weiterer Garagen.

1980 wurde der Ankauf des Kommandofahrzeuges (VW-Transporter) und der Tragkraftspritze  TS-8/Rosenbauer, getätigt. Der derzeitige Höhepunkt im Bereich der Ausrüstung konnte im Jahr 1994 durch den Ankauf des TLFA-2000 mit Bergeausrüstung erzielt werden. Dies war nicht zuletzt durch die große Spendenfreudigkeit der  Bevölkerung aus Ratzersdorf und Zwischenbrunn möglich.

Die uns somit umfangreich zur Verfügung stehende technische Ausrüstung, hatte auch die Erweiterung unseres Einsatzbereiches zur Folge. Mit dem 23.01.1996 endete für unseren damaligen  Kommandant EABI Holzer eine „25 jährige Feuerwehrkarriere“ als Feuerwehrchef. Durch erreichen  der Altersgrenze legte er die Führung der Feuerwehr in jüngere Hände. EABI Holzer war bis dato der  am längst dienende Kommandant unserer Wehr. Ihm folgte OBI Geissberger Josef jun.

Im Rahmen der am 19.Mai 1996 stattgefundenen 100 Jahr Feier zur Gründung unserer Feuerwehr, fanden sich mit Gerhard Keferböck, Peter Göndle und Karl Praigg drei Gönner, mit deren finanzieller Unterstützung die Aktivmannschaft mit neuen, den heutigen Einsatzanforderungen entsprechenden Feuerwehrhelmen ausgestattet werden konnte. Ab 1996 wurde die gesamte Mannschaft mit einer, den heutigen Anforderungen gerecht werdenden, persönlichen Schutzausrüstung ausgestattet. 2001 wurde das bereits „in die Jahre“ gekommene  KLF - Ford Transit, gegen ein neues modernes LF der Marke MB 416 ersetzt. Neben der umfangreichen löschtechnischen Ausrüstung, sind in diesem Einsatzfahrzeuge auch noch ein Notstromaggregat, ein pneumatischer Lichtmast, eine Verkehrsleiteinrichtung und eine Unterwasserpumpe, untergebracht. Die Erneuerung der Fahrzeugflotte fand Ende 2004, durch Austausch unseres, seit 1980 im Dienst stehenden KDOF, gegen ein Neues - der Marke FORD Transit - ihre Fortsetzung.

Quelle: "Chronik der Freiwilligen Feuerwehr von St. Pölten-Ratzersdorf"
St. Pölten-Ratzersdorf 2006

 

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